Erwartungen
Auch hier sind meine Vorstellungen vom gemeinsamen Weg, den man geht, keine anderen als bei Kindern und Jugendlichen:
- Bereitschaft für regelmäßiges Spielen zu Hause
- Von Beginn an Offenheit für’s Ensemblespiel
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Voraussetzungen und Ziel
Der Unterricht erwachsener SchülerInnen hat unterschiedliche Voraussetzungen. Abhängig davon, ob es um die Auffrischung alter Kenntnisse geht, ob es als Prüfungsvorbereitung, als lang gehegter Wunschtraum oder als zusätzliche Qualifikation für eine eigene, anderweitige Unterrichtstätigkeit gedacht ist. Aber auch hier ist mein Unterrichtsziel immer gleich: Dem Bild der sokratischen Hebamme folgend möchte ich dabei behilflich sein, das, was in den jeweiligen SchülerInnen an (musikalischem) Potential steckt, hervorzuholen. Letztlich gilt also auch hier, wir werden …
Frustrationstoleranz
Im Laufe meiner Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, die im Erwachsenenalter beginnen, das Instrument zu erlernen, bemerke ich sehr häufig, dass wir Erwachsenen sehr früh an einen bestimmten Punkt kommen: Wir haben meist ein Klangideal, eine bestimmte Klangvorstellung vor Augen bzw im Kopf/Ohr. Und häufig passiert es, dass es bei uns selbst keineswegs so gut klingt, wie wir uns dies vorstellen. Es geht manchmal langsam vorwärts. Es gibt Zeiten, da merken wir monatelang keine Veränderung. Das muss man aushalten können. Festzustellen: es geht nicht schnell. Es geht nicht so, wie ich mir das wünsche. Ich tue zwar alles, was ich kann, aber dennoch ist es noch nicht so, „wie ich es bei dem Cellisten auf der Bühne vorige Woche im Konzertsaal gehört habe.“ Die Fortschritte im Erwachsenenalter sind meist nicht langsamer, als die der Kinder. Aber wir sind in einem anderen Entwicklunsgstadium und „hören“ genauer, was wir tun. Perfektionismus ist hierin mitunter eine manchmal fast etwas hinderliche Verhaltensweise. Unsere Gesellschaft erzieht uns in gewisser Weise vielleicht auch beinnahe dazu, immer perfektionistischer zu werden. Auch in Berufsorchestern darf man sich kaum Fehler erlauben.
Dies alles schwingt mit, wenn wir unsere Schritte auf dem Instrument (mitunter quälend langsam) gehen. Wir benötigen Geduld. Und dies ist es, was man sehr ausgeprägt lernt beim Instrumentalspiel als Erwachsener: Sich in Geduld üben. Aushalten, dass man Dinge nicht kann. Möglicherweise ist jemand ausgesprochen erfolgreich im Beruf … Und beim Instrument dauert es. Aber: Manches kommt dann quasi von allein. Im Loslassen, im Ablegen von einer bestimmten technischen Schwierigkeit, im Liegen lassen, und später dann wieder aufnehmen: „Irgendwann war es da“, sagte neulich eine erwachsene Schülerin.
Das Instrumentalspiel ist eines der Dinge, die man nicht kaufen kann. Man kann sich aber auf den Weg machen, es zu erlernen. Ein Ende hierbei wird es nicht geben. Und ich freue mich, wenn ich dazu beitragen kann, dass es Freude macht, Musik zu machen.
Nach Schätzen graben!
Mein Unterrichtsziel ist unabhängig vom Leistungsergebnis immer das gleiche: Ich möchte, dass meine SchülerInnen nicht nur ein gutes Körpergefühl fürs Cello erlangen. Dass sie die richtigen Bewegungen erlernen, ist fast immer der Fall. Mein Ziel ist, sie bestmöglich zu fördern, in dem ich ihnen bewusst werden lasse, was in ihnen steckt. So, wie wenn man jemanden an der Hand nimmt, ihn in ein verborgenes Zimmer führt und ihm zeigt, was es dort alles für Schätze gibt. Im Grunde zeigt man dann nur, was man alles mit diesen Schätzen tun kann.
Es ist ein sehr individuellen Prozess und ich setze, je nach dem Stand des Könnens auf dem Cello und nach Absprache, unterschiedliche Prioritäten in unserer Arbeit: Im Erlernen der grundlegenden Technik, dem musikalischen Ausdruck, dem Spielen vor Publikum oder dem „Warmhalten von Erlerntem“.
Wenn es dazu führt, dass das Musik machen zu einer Art innerer Besitz heranreift, dass SchülerInnen nicht nur Musizieren lernen, sondern Musik machen wollen und dies möglichst lange im Leben anhält, ist sehr sehr viel erreicht. Ich selbst bin mit schwungvoll-fröhlichem Engagement dabei und hoffe, besonders auch dies weitergeben zu können. Für mich selbst ist es sehr beglückend, wenn sichtbar wird, wie sich das Spielen und die musikalische Auffassungsgabe meiner Schüler verändert und wie sie sich entwickeln (und damit gleichermaßen auch ich selbst).